Zwei unterschiedliche Charaktere können sich außerordentlich gut ergänzen - zwei ähnliche Partner führen möglicherweise eine recht langweilige Beziehung.
Anita und Rolf passen eigentlich überhaupt nicht zusammen. Anita springt morgens um sechs gut gelaunt aus den Federn, lange bevor Rolfs Wecker scheppert. Anita regt sich nicht über den hochgeklappten Toilettendeckel auf, sondern bringt ihn wortlos wieder in seine Grundposition. Rolf hingegen kann stundenlang, über eine nicht zugedrehte Zahnpastatube diskutieren. Sie ist eine leicht chaotische Praktikerin, er ein ordnungsliebender Theoretiker. Die Liste ließe sich seitenweise fortsetzen. Seit sie sich kennen und lieben gelernt haben, verlebten beide durchaus harmonische, friedvolle Tage. Wesentlich höher ist die Anzahl der Tage, an denen leidenschaftliche Streits entbrannten. Freunde und Bekannte, die erkannten wie vollkommen unterschiedlich das Paar ist, gaben der Beziehung keine große Zukunft. Anita und Rolf sind inzwischen seit 20 Jahren zusammen. Sie lieben und streiten sich noch immer leidenschaftlich, haben gemeinsam viele Hürden gemeistert, die für andere Paare das Ende der Beziehung bedeutet hätten. Die Beziehung war und ist anstrengender als eine 'normale' Partnerschaft, aber auch aufregend und lebendig. In dieser Beziehung ergänzen sich zwei extreme Gegensätze, zumindest aus Sicht der beiden Hauptpersonen, nahezu perfekt.
Das krasse Gegenteil ist die Ehe von Silvia und Peter. Silvia wusste schon immer, wie ihr Leben einmal verlaufen sollte. Mit 20 war ihr klar, dass sie mit Mitte 20 heiraten und spätestens zwei Jahre später Mutter werden wollte. Als sie Peter kennen lernte, fand er die Idee vernünftig und Silvias Leben verlief zunächst wie geplant. Sie wollte ein schnuckeliges Häuschen und Peter war einverstanden. Als traditionelle Familie macht man alles gemeinsam. Peter gab seine Hobbys auf und stieg voll in Silvias Freizeitbeschäftigungen ein. Ihre Freunde waren auch seine Freunde, ihre Ideen und Wünsche auch seine. Kurzum, alle die zu Besuch kamen waren von der Harmonie und dem gegenseitigen Einverständnis dieses Paares fasziniert. Als sich die beiden nach fast 15 Jahren trennten, glaubten die meisten zunächst an einen üblen Scherz. Bald sah man Silvias mit einem neuen Mann an ihrer Seite. Kein verständnisvoller Ja-Sager, kein pflichtbewusster Familienvater weit und breit. Ein Goldkettchen-Macho wie aus dem Bilderbuch, aber eben ein selbstbewusster Mann, der dazu noch weiß was er will und nicht will. Ohne Frage hatte die Ehe von Silvia und Peter große Vorteile für beide Seiten, beispielsweise Sicherheit. Ob sich beide wirklich irgendwann nur noch gelangweilt haben, wissen nur die beiden. Sicher stecken noch viele andere Gründe hinter der Trennung. Aber es scheint, dass Gegensätze für eine Partnerschaft genauso wichtig sind, wie Gemeinsamkeiten. 
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